Es macht den Anschein, als wäre unsere neue Jung-Eltern-Welt nahezu perfekt. Lang lebe die Familienharmonie! Die im näheren Umfeld erwartete Pleiten-, Pech- und Pannenshow hat bis dato nur wenige Highlights zu verzeichnen. Um den «Was? Die und ein Baby?!»-Kritikern trotzdem ein bisschen Futter zu liefern oder einfach im Sinne von Hochmut kommt vor dem Fall: Natürlich gibt und wird es täglich Situationen geben, die man nach einer gezielten Reflektion anders lösen würde. Es ist ja noch kein Meister vom Himmel gefallen. Stellvertretend für die ersten kleinen Malheurs hier eine tränenreiche Ausformulierung des ersten Papa-Überforderungsmomentes – mit konkreten Verbesserungsvorschlägen für Jaro’s Geschwisterchen (oder Katja? Bereit für eine Gefühlsexplosion 2.0?).
Mami hat einen Termin. Jaro kann nicht dabei sein. Papi ist für den Wonneproppen zuständig. Verglichen mit anderen väterlichen Pflichten ist diese Aufgabenstellung ein Nasenwasser. Zwei Babysitting-Stunden bringen einen so erfahrenen Vater wie mich nicht aus der Ruhe! Immerhin habe ich fast schon 1 % der Papi-Zuständigkeits-Monaten mit Bravur gemeistert. Aber eben: Da war ja etwas mit Hochmut und fallen. Nach mühelosen eineinhalb Stunden mit schlafförderndem Kieselstein-Kinderwagenfahren war sie dann ziemlich schnell vorbei, die Ruhe. Fast so schnell wie sie da war, die Überforderung.
Aber alles der Reihe nach. Nach den beruhigenden Kieselsteinen und der grosszügigen Kinderwagen-Babyschale mit idealer Ausstattung zum horizontalen Entspannungserlebnis stand der Wechsel des Transportmittels mit gleichzeitigem Downgrade des Komforts an. Maxi-Cosi! Wieso aber freiwillig von der First-Class in die Holzklasse wechseln? Was soll der Seich?! Fragte sich wohl auch Jaro – verständlicherweise. Und in Kombination mit einem gefühlt riesigen Muttermilch-Loch im Magen kam da etwas Stimmgewaltiges auf Papi zu. Kein Glück und dann kam auch noch Pech dazu: Just heute hatte der wahrscheinlich nicht TWINT-erprobte Parkingchef kein Erbarmen und setzte mir (nicht) ordnungsgerecht einen Zettel unter die Scheibenwischer. Erhöhter Puls, aufgewühltes Baby und das nahende Ende des Termins von Mami im Hinterkopf. Alles easy! Bei der Geburt konnte ich mich ja auch auf den Papi-Helfer- und Beschützerinstinkt verlassen. Egal wie instinktiv ich dann aber handelte, der sch…öne Kinderwagen liess sich einfach nicht zuklappen. Ist ja auch Neumodernes-Zeugs! Während der Sprössling lautstark den Klassenwechsel hinterfragte, scheiterte Papi bemitleidenswert an der fortschrittlichen Technik eines Kinder-Transportmittels. Die fragenden Blicke der vorbeigehenden Passanten spornten mich weiterhin zu BestTiefstleistungen an.
Das Ganze also halt: Jaro raus, hämpfelen und einen neuen Masterplan schmieden. KW nicht zugeklappt in den PW? PW zu klein, KW zu gross. KW stehenlassen? Eindeutig zu riskant, da zu teuer. PW stehenlassen und mit Jaro im KW zu Mami rennen? Zu weit und zu grossen Hunger. Und wer hilft aufgewühlten Papis – und gefühlt allen anderen – schnell und diskret in Not der Unwissenheit? Google! Ich fand jedenfalls ein «tubelisicheres» Video fürs kinderleichte Zusammenklappen des Kinderwagens und schaffte es mit erschöpftem Junior zur langersehnten Milchbar. «Ist alles gut gegangen?», wollte Mami natürlich wissen. «Ja super, hat nur einmal kurz gequengelt». Zum Glück haben wir ja unseren Blog, um reinen Tisch zu machen. Learning für ein allfälliges Geschwisterchen: Mami auch bei angeblich banalen Sachen jeweils gut zuschauen und bei Unsicherheiten lieber einmal zu viel nachfragen (lernt man übrigens auch in der Schule). Und noch zwei Dinge, die vorwiegend die Gemeinde Münsingen betreffen: Der Papi damals unten an der Aare hat’s ansonsten eigentlich recht gut im Griff und Danke für die unkomplizierte Stornierung der Busse.
19. September 2020 @ 9:47
Ich habe sooo gelacht ! Danke für die unterhaltsamen Stories . Weiter so.
19. September 2020 @ 10:27
Und das soll auch so sein 😄 Danke, wir geben unser Bestes 🥳
23. September 2020 @ 12:45
Die erste Zeit nach der Geburt ist eine verschwommene Abfolge von Windelwechseln und schlaflosen Nächten. Aber sie sind auch eine Fundgrube für urkomische Geschichten. Ihr beide schafft es, mit aparter Bildbegleitung, unpläsirende Momente in amüsierende Geschichten zu verpacken. Vielen Dank – ich freue mich auf weitere Geschichten.
5. Oktober 2020 @ 7:46
Und dank solchen Kommentaren wird die Fundgrube um einiges wortgewandter amüsanter! 🤓🎈