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Dann bist du zeitlebens ein gefeierter Star, wirst für deine Performance geschätzt und geehrt, die Fans liegen dir zu Füssen. Doch plötzlich geht es steil bergab: Die Lobeshymnen verstummen, die Kritik wächst. Ohne gross Gegensteuer geben zu können, wirst du vom Idol zum Buhmann. Als Schatten deiner selbst geraten auch deine damaligen Glanztaten in Vergessenheit. Du fühlst dich missverstanden, kritisierst alle (ausser natürlich dich selbst) und holst dann zum Rundumschlag aus. Lieber Cristiano, ich fühle mit dir! Und das, obwohl ich dich nie wirklich mochte. Aber jetzt kann ich dich sehr gut verstehen. Denn mir geht es zurzeit ziemlich ähnlich. Da ich leider zum Glück keine Person des öffentlichen Interesses bin, hole ich halt hier und jetzt zu meinem Rundumschlag aus.

Schonendes aber zeitgleich rasches Wickeln? Meine Paradendisziplin. Behutsames und Sicherheit ausstrahlendes Sitzen neben dem Bett für den angenehmen Eintritt in die Einschlafphase? Seit langem eine Spezialität von mir. Aufmerksame, vorausschauende und pünktliche Ermutigung für die Potty-Benutzung? Genau mein Ding. Zähneputzen mit der richtigen Kombination aus liebevoller Zartheit und solider Druckstärke und mit einem professionellen Blick für die Sauberkeit. Eine Disziplin, wie auf mich zugeschnitten. So viele Qualitäten. So umfassende Fähigkeiten. So ausgeprägten Stärken. Und wisst ihr was? Es ist alles für die Katz und hilft mir absolut gar nichts. Denn, ihr ahnt es, ich wurde knallhart auf das Abstellgleis gestellt. Unverhofft musste ich auf der Ersatzbank Platz nehmen. Wurde zum Ergänzungsspieler degradiert. Plötzlich liegt es nicht am Können oder Wollen, sondern ganz einfach am Dürfen. Et voilà, ich wurde zum Papi Ronaldo.

Keine Angst, es gibt keinen nur den gewohnten Ärger mit der lieben Clubführung Mutter. Aber es ist ja bekanntlich der Trainer Chef höchstpersönlich, der das Sagen hat. Er beurteilt die Trainingsleistungen und macht die Startaufstellung. Zuerst wollte ich es natürlich nicht wahrhaben und blieb hartnäckig. Mehrmaliges Nachfragen und «Bitti-Bätti» machen, blieben ungehört. Das Nein blieb bestehen. Mehr noch: Es war kein kurzfristiger, spontaner Entscheid, sondern ein durchdachter, mittelfristiger (hoffentlich!) Entscheid. Jaro will Mami und nicht Papi auf dem Spielfeld. Auch wenn ich nicht so ein stolzer Gockel wie ein gewisser portugiesischer Superstar bin, es hat mich als schmächtiges Güggeli trotzdem bisschen an meinem Ego gekratzt.

Und was passiert, wenn es plötzlich nicht mehr läuft? Genau, man schaut sich auf dem Transfermarkt um. Während beim «richtigen» Ronaldo ein paar dubiose Angebote auf dem Tisch landeten, bekundete bei mir niemand sein Interesse. Wie auch? Vielleicht sollte ich trotzdem über einen Berater nachdenken. Ein Transfermarkt für ausgebootete Väter, das wäre mal was! So fertig jetzt, keinen Schabernack mehr. Denn, lieber Ronaldo, hier meine ganz persönliche Empfehlung für diese schwierige Zeit (und exakt das, was ich mir auch einrede): Jammern bringt nichts. Selbstmitleid auch nicht. Sich aus der Verantwortung ziehen und alle andern kritisieren so oder so nicht. Das Credo lautet: Die Arbeit gewissenhaft erledigen, den Kopf nicht in den Sand stecken und dann bereit sein, wenn es einem braucht. Ziemlich sicher wird es seine Berechtigung haben, wenn es ein Wort gibt, welches für einen Abschnitt innerhalb einer stetig verlaufenden Entwicklung oder eines zeitlichen Ablaufs steht. Zauberwort Phase. Bitte, bitte auch nicht vergessen: Es gibt da immer noch jemand, der die Hauptarbeit mit Bravour und grosser Klasse erledigt – und das absolut verdient. Respekt zollen ist da ein gutes Stichwort. Zu guter Letzt braucht es die Fähigkeit, innerlich Ruhe zu bewahren. Dinge mit einer gewissen Distanz zu betrachten. Bei mir trifft ein 2-jähriger Bub seine (nachvollziehbaren!) Entscheidungen nach Bauchgefühl. Also Entscheidungen, die du so oder so nicht beeinflussen kannst. Gedächtnishilfe Gelassenheit. So kommt man also zu der folgenden Gleichung: Es ist eine Phase, welche man mit Respekt und Gelassenheit problemlos übersteht – es wird sich alles wieder einpendeln! Und jetzt viel Glück bei der Vereinssuche. Ich bin nämlich überglücklich mit meinem Verein meiner Familie.

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