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Jetzt geht’s los! Nach gezielten Trockenübungen im Laufgitter, für unpraktisch befundener Füdli-Rutsch-Phase und freihändigem 5-Sekunden-Wackelstand hat unser Jüngling in den letzten Wochen eine neue Epoche im Hause Jaun eingeläutet. Und wir dachten tatsächlich wir seien parat. Und die Wohnung sei parat. Die Rechnung haben wir aber prompt ohne die prägende Persönlichkeit der soeben eingeläuteten Epoche gemacht. Entdecker Jaro, genannt Jaro Kolumbus. Ein Viertel italienischer Seefahrer Hausläufer in kastilischen persönlichen Diensten, der Amerika ALLES entdeckt. In seiner Neuen Welt ist das Entdeckungspotenzial schier unerschöpflich. «NEEEIN Jaro»-Gebiete haben eine magische Anziehungskraft, Bauchweh verursachende Pflanzen sind die Perlen, für eine Millisekunde geöffnete Schubladen pures Gold, alles katzenähnliche Verhalten wird adaptiert und die Katzen selber sind verlockendes «Fangis-Material».

Klar, auch wir haben dieser Zeit entgegengefiebert. Es fühlt sich aber irgendwie noch verkehrt an. Oh mein Gott – gestern noch in Mamis Bauch, morgen zieht er bestimmt schon aus! Ruhig Blut bewahren, nun folgt (glücklicherweise!) erst die alltägliche Entdeckungs- und Eroberungsphase. Wie alle grossen Entdecker ist auch Jaro Kolumbus bereits vor dem ersten Gockelkräher auf den Beinen. Morgenstund hat Gold im Mund. Mit müden Augen und starker Kopf-wieder-auf-das-Kissen-plumpsen-Tendenz, macht sich das jüngste Bettmitglied Frühmorgen für Frühmorgen auf, sich aus der schützenden und nach wie vor sehr bewährten V-Position zu lösen. Nicht mit Streicheln. Schon gar nicht mit Brabbeln. Hochkämpfen, sich mit dem ersten greifbaren Gegenstand auf dem Bettkopfteil bewaffnen, klopfen, wiederholt klopfen, penetrant klopfen, je nach elterlicher Reaktion Position wechseln, nach Lust und Laune (bestenfalls in Abwechslung) Mama oder Papa anvisieren, trügerisch anschmiegen, erbarmungsloses Kopfklopfen. Den Eltern wird wortwörtlich eingehämmert, ihn zu begleiten und das Bett nullkommaplötzlich zu verlassen. Wahrscheinlich würde er auch alleine gehen. Aber hey, es gibt ja auch eine Welt zu entdecken. Nichts wie los, also.

Segelschiffe vorbereiten Stoppersocken anziehen und in See stechen im Wohnzimmer loswatscheln. In bester T-Rex-Manier. Halt nur mit zwei gefährlichen Zähnen und darüber hinaus zuckersüss. Hände also fachgerecht angewinkelt und schelmisch lächelnd werden die Ziele ziellos angewatschelt. Entdecker wären nicht Entdecker, wenn nicht rund um die Uhr entdeckt werden würde (Puh! Konjunktiv, Futur, keine Ahnung – Lehrer bitte berichtigen). Auch wir sind von der Entdeckungs-Seefahrt angetan und längst mit Jaro an Board. Auf dem Krähennest überprüfen wir pflichtbewusst die Tätigkeiten des Kapitäns. Für nicht Kenner der Seemannssprache: Krähennest = Ausguck. Da gibt es einiges zu tun! Aufmerksam beobachten, Gefahrensituationen beurteilen, ziellose Bewegungen des Kapitäns antizipieren und bei Ecken, Pflanzen, Katzen, Schubladen, Türen sowie gefühlt der ganzen Wohnung und draussen der ganzen Welt dem Kapitän unter die Arme greifen. Am Anfang brauchte das schon ziemlich Nerven und Vertrauen, ehrlich gesagt. Der Kleine so ganz alleine in rauer See der Wohnung. Mittlerweile haben sich einerseits die Watschelfähigkeiten des Kapitäns und andererseits die Krähennestfähigkeiten der Ausgucker frappant verbessert. Während Jaro Kolumbus täglich persönliche Amerikas entdeckt, hat er uns so nebenbei wieder mal faszinierendes Neuland vor Augen geführt. Zusammen mit einer Flaschenpost: keine Angst, liebe Krähennest-Eltern, euch wird es noch lange nicht langweilig mit mir. Und weisst du was, lieber Kapitän, Entdeckungsreisen zusammen mit dir sind seit der ersten Sekunde Herzensangelegenheiten für uns.

4 Comments

  1. Lise
    19. April 2021 @ 10:43

    Zu meiner Zeit schliefen Kinder in ihren Betten, um am Morgen noch etwas Ruhe zu geniessen, holte man die Entdecker zu uns ins Bett 🤷‍♀️ aber äbä 🙈

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    • JWundEltern
      21. April 2021 @ 19:30

      Das glauben wir gerne 🙈 Wir leben unterdessen das Motto «dort wo er schläft, lassen wir ihn schlafen» 😴

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  2. Kapitän Spatz
    21. April 2021 @ 3:53

    Arrr! Wer Kind und Kegel zu Hause hat, weiss, dies ist kein Seemannsgarn: Wenn die Kleinen am Morgen «Klar Schiff» rufen, dann bläst der Wind in die Segel – Anker lichten – fertig – los! Die Eltern mutieren zu Matrosen und rufen «Aye, Aye», sie stellen die Reling auf, räumen Tauenden weg und stärken den Holm. Wie gut das Entdecken müde macht und die Kleinen begleitet vom Nebelhorn bald langsam wieder pofen. Die Matrosen von der Arbeit erschöpft, wollen sich zurücklehnen und erholen, werden aber beim ersten wohligen Auspusten, durch waches Trampsen wieder darauf aufmerksam gemacht, dass die Leinen los sind und das Ganze von vorne beginnt. Matrose / Eltern sein ist schwer, vor allem dann, wenn man die Kleinen ohne Holzbein und Augenklappe aufwachsen lassen will. Dabei gilt es dem Kleinskipper zu helfen, den Böen des Alltags auszuweichen, ihm den Rücken freizuhalten und ihm beizubringen, wie Sextant und Zirkel benutzt werden müssen, um irgendeinmal selbst durch die See des Lebens navigieren zu können. Ich bin der Meinung, dass ihr beide genau das tut und euch dafür Lob zusteht: Bravo Matrosen! Euer Kapitän Spatz

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    • JWundEltern
      22. April 2021 @ 10:02

      Schau an, Kapitän Spatz ist mit allen Wassern gewaschen 🌊 Man weiss ja auch, dass stille Wasser tief sind. Zusammen auf einem Schiff für Schreiberlinge, wäre klar, wer von Bord geworfen wird ⛵️ Das pfeifen jedenfalls die Spatzen von den Dächern 🐦🏡 So hoffe ich also auf einen Mast und Schotbruch. Oder wie die Matrosen sagen: Besser den Anker verlieren als das Schiff ⚓️ In diesem Sinne: herzlichen Dank für die liebevollen Worte, Kapitän! 👏🙊

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