Holla die Waldfee! Da war etwas los in letzter Zeit bei uns. Und was geschieht, wenn man auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig tanzt? Genau, man vergisst das Wesentliche. Blog schreiben zum Beispiel. So können wir nun aber aus dem Vollen schöpfen und mal wieder ausgewählte Schmunzel-Erlebnisse aus unserem Familienalltag auftischen. Als Verfechter der Tiefstapelei wollen wir das Ganze aber ein bisschen relativieren: Es war nur eine Hochzeit. Und zum Tanzen kamen wir (leider!) nicht.
Da jede Feier zuerst verdient werden muss, starten auch wir mit einer Pflichtübung. Wo die Pflicht ruft, ist die Arbeit jeweils nicht weit. Und wenn Eltern gleichzeitig arbeiten, fehlen bei der elterlichen Haupttätigkeit plötzlich zwei von zwei Angestellte. Und wenn Angestellte fehlen, braucht es entweder adäquater Ersatz oder adäquater Ersatz. Also holten wir uns – nach eingängiger Prüfung keiner Möglichkeit – adäquaten Ersatz. Et voilà, vom Feiern schnurstracks zum ersten Kita-Tag von Jaro (super hergeleitet, momoll!). Papa-Greenhorn war übrigens schon bei der ersten Besichtigung ein bisschen aus dem Häuschen. Das möchte ich allen Kita-Unwissenden nicht vorenthalten: Das ist wirklich eine Wohngemeinschaft bestehend aus lauter kleinen Menschen. Mit beängstigend vielen Parallelen zu einer «richtigen» WG: Spielparadies, Kollegentreffpunkt, ein Raum für Freiheit sowie Kreativität und trotzdem wollen die Eltern immer wissen was läuft. Papa war also begeistert, Mama kennt es halt schon und der Jüngling lacht sobald wir ihn dort abgeben und weint sobald wir ihn wieder abholen (Nein nein, so ist es nicht immer). Nebenbei bemerkt, hatte Papa beim erstmaligen Abgeben auch plötzlich mit einer flüssigen Substanz in den Augen zu kämpfen. Anmerken liess ich mir natürlich nichts. Der Kleine hat wahrhaftig den Plausch und wir kämpfen uns mit den berühmt-berüchtigten Kita-Begleiterscheinungen herum: wöchentlich wiederkehrender Kita-Pfnüsel, abendliche Spurensicherung bei Jaro (das Mittagsessen können wir jeweils anhand der Überreste hinter dem rechten Ohr identifizieren), unauffindbare Kleidungsstücke und der vertretbare Umgang mit selbstgemachten Kunstwerken (gehört wirklich auch der Teller-Papagei zu Hause aufgehängt?!).
Ganz nebenbei macht der Kleine unglaublich viele Fortschritte. Wir müssen fast schon auf der Lauer sein, dass wir nichts verpassen. Es gibt aber auch einige Dinge, die er uns – einmal entdeckt – dann ziemlich akut und ebenso aufdringlich präsentiert. Wieder und wieder. Beispielsweise hat er uns in den letzten Wochen in die Kunst des «Töipelen» eingeführt. Für alle Nicht-Berner: Töipele = trotzen, protestieren, widersprechen, sich widerspenstig verhalten. Und glaubt uns, die Kunst (und auch der Künstler) sind in seinen Ausprägungen sehr vielfältig. Es gibt sowohl kurze, intensive wie auch lange, monotone Darbietungen. Wie es sich bei Kunstaufführungen gehört, ist auch bei diesem Stil demonstratives Weglaufen des Publikums absolut verpönt. Uns bleibt also nichts Anderes übrig, als auszuharren und möglichst gelassen das Ende herbeizusehnen. Auf das Applaudieren geschweige denn auf die Forderung einer Zugabe verzichten wir jeweils grosszügig – schliesslich haben wir auch keinen Eintritt bezahlt.
Schauplatzwechsel zu einem wirklichen Highlight: Geburtstag! Der Erste! Wiegenfest! Diese Feier liessen wir uns natürlich nicht entgehen. In Anbetracht der erbrachten Höchstleistung vor einem Jahr, sollte meines Erachtens das liebe Mami ja auch gefeiert und beschenkt werden. Deshalb lasse ich es mir hier nicht nehmen, noch einmal ein herzhaftes Dankeschön zu platzieren. Mit etwas Phantasie sind grundsätzlich ja auch alle Geschenke und Wünsche für den Jüngling indirekt eine Kombination aus Anerkennung, Würdigung und Lobpreisung für das Mami (und vielleicht sogar ein Bizzeli für den Papi). Trotzdem hat Katja irgendwie zu lange Beine für das erhaltene Laufrad. Anyway, im Mittelpunkt stand watschelte so oder so das Geburtstagskind – das ist auch richtig so! Ohne den Sinn und Zweck der Feier zu kennen und erst nicht zu begreifen, genoss Jaro sie in vollen Zügen. Föteli hier, Geschenkli da und köstliches Essen überall. Herumtollen und am Abend erschöpft mit «Hans der Bär» in die Heia. Liebes Babyherz, pardon Kleinkindherz, was willst du mehr? Und unter uns: gegenüber Familienfeste haben auch wir mittlerweile eine freundlichere Einstellung. Wer hätte es gedacht! Aber alle wollen sich irgendwie um den Junior kümmern. Trotz nicht langer Erfahrung als Eltern wissen wir inzwischen, dass solche Angebote grundsätzlich anzunehmen sind. Selbstverständlich nahm an seinem Geburtstag dann ziemlich schnell wieder der Jetzt-muss-ich-ihn-schmusen-Drang die Überhand. So konnten wir ihm auch gefühlt tausendmal an diesem Tag sagen, dass wir ihn auch noch nach einem Jahr genau so wie am ersten Tag lieben.
Wenn wir schon beim Lieben sind, da war ja noch etwas mit einer Hochzeit. Zu dritt geschniegelt und gestriegelt waren wir Gäste beim wunderbaren Fest von Jaros Götti und seiner Gattin. Während bei den Frischvermählten durchgehend ein verliebtes Lächeln ersichtlich war, erwischte unser ansonsten sehr fröhliche Jüngling ein weniger fröhlicher Tag. Fast schon ein Lätschtag. Am Hochzeit vom Götti. Und für uns wieder Mal ein Learning: kleine Menschen passen ihre gute wie auch ihre schlechte Laune nicht der Umwelt an. «Grosse» Menschen eigentlich auch nicht. Dabei sind aber nur die kleinen ehrlich indem sie es sich anmerken lassen und die Mitmenschen darüber in Kenntnis setzen. Die Theorie, dass der Kleine nur muffig war, weil er (ausnahmsweise!) nicht im Mittelpunkt stand, können wir nicht abschliessend bestätigen. Was wir aber bestätigen können, dass wir ihm alles andere als böse sind. So ist es eben. Am Tag darauf war die magische Familienformel jedenfalls wieder gegeben (Jaro gesund + Jaro happy = Eltern happy). Und ja, auch wenn wir es an dieser Hochzeit verpassten, zum Feiern gibt es noch viele Gelegenheiten. Wir freuen uns auf alle Fälle auf viele weitere Tänze zu dritt – lächelnd, töipelend und auch lätschend!