Aktuell stehen Bagger hoch im Kurs. In Bücher, auf Kleider und bestenfalls in echt (und in Bewegung!) – unser Jüngling entwickelte gerade seine erste Faszination. Das ist, genau, faszinierend. Denn plötzlich sind die Dinger omnipräsent. Und dem Papi hat es den Ärmel gleich auch kräftig mit reingezogen. Sogar Mami, obschon sie es verneinen würde, unterscheidet aus dem Stegreif zwischen Hydraulikbagger, Radlader und Planierraupe. Früher waren das ziemlich langweilige Baumaschinen zum Abtragen von Erde. Heute sind es Wunderwerke der Technik mit imposanten, grazilen und lauten (!) Bewegungs- und Aktionsmöglichkeiten. Kein Gewicht zu schwer, kein Hindernis zu gross und kein Boden zu fest. Der «Bagi» ist der König der Baumaschinen. Und dann gibt es da noch Spielplätze mit einem fix installierten Bagger im Sandkasten. Aus Edelstahl! Zum Draufsitzen! 360° drehbar! Das Papi-Junior-Paradies existiert! Also, liebe Bagger: Ehre, wem Ehre gebührt – eine kleine Hommage an die famosen Stars jeder Baustelle.
Früher war es «Mami», später dann «Grosi» und jetzt ganz klar «Bagi». Wörter die Jaro’s Gemütszustand schlagartig in euphorisch überschwappen und die Augen freudig glänzen lassen. Klar, kratzt es ein bisschen an Papi’s Ego (noch?!) nicht in den Top 3 von Jaro’s Lieblingswörter/-menschen/-gegenständen aufzutauchen. Aber auch da: die Bagger, ihr wunderbaren Dinger, haben es verdient. Und gleichwohl noch fürs väterliche Gewissen: Mami und Grosi dürfen die Bestenliste auch weiterhin sehr gerne anführen – aber irgendwann, ganz plötzlich wird dann der Chef Herumalberer alias Papi hier auch ein Wörtchen mitreden. Bis dahin kämpfe ich halt mit Baggern später vielleicht mit Actionfiguren und noch später vielleicht mit Schulschätzelis um den Podestplatz. Und da bleibe ich hartnäckig, versprochen!
Jede Faszination hat irgendwo einen Ursprung. Jaro’s Bagi-Faszination kam schleichend und wurde urplötzlich zum Riesending. Wahrscheinlich trug eine Kombination aus den mit Bagger geschmückten (und selber genähten!) Lieblingshosen von der Grosstante, der grandiose Bagger in Aktion auf Seite 4 des Lieblingsbuches und der gattungsfremde aber trotzdem laute Traktor von Grosspapi zur Faszinationsentwicklung bei. Bagger wurden auch für uns eine Art Wundermittel: sie machen den Jüngling glücklich, vertreiben ihm Kummer und Sorgen und lassen sein Herzchen Freudensprünge machen. Gilt auch ein bisschen für uns. Vor kurzem war da ein Wimmelbuch von der Baustelle problemlos ausreichend, um der Faszination gerecht zu werden. Dieses Buch «Bagger, Kran & Tunnelbau» gehört übrigens in jeden Haushalt – wer das verpasst, ist selbst schuld! Mittlerweile sind die Bedürfnisse rund um die Faszination aber merklich angestiegen. Es geht soweit, dass wir nach dem unmissverständlichen und wiederholenden Befehl «Auto, Auto, Bagi, Bagi!» den Befehlsgeber mit dem Auto mehrmals die Bernstrasse in Steffisburg auf und ab fahren. Diese Strasse ist für Bagger-Begeisterte ein absolutes Muss. Ein Unternehmen für Baumaschinen präsentiert dort am Strassenrand ihre Prachtexemplare. Versteht sich von selbst, dass bei Bagger-Sightseeing-Autotouren meistens Mami fahren muss darf. Die Bagger haben neben Jaro’s auch Papi’s volle Aufmerksamkeit und Bewunderung verdient. Auch hier: wer sich das entgehen lässt, ist selbst schuld.
Mit der Faszination für Bagger hat unser Junior auch seine Beobachtungsfähigkeiten enorm verbessert. Halt ein bisschen einseitig. Aber es gibt wahrscheinlich keinen Bagger, welcher unserem äusserst aufmerksamen Bagi-Spion entgeht – sei es vom Auto aus, in irgendeiner Zeitung oder unterwegs zu Fuss. Ist irgendwo ein Bagger, hört man zeitnah ein aufgeregtes «Bagi, Bagi». Und wehe, man tut nicht das Menschenmögliche, so dass das erspähte Objekt der Begierde besichtigt werden kann. Kein Umweg zu gross, kein Termin zu wichtig, ein Bagger gehört gefälligst ausgiebig begutachtet. Ich wiederhole mich: ihr Bagger habt es aber auch verdient.
So bestaunen wir also weiterhin die Faszination von Jaro, ermöglichen ihm viele unvergessliche Bagger-Momente und tauchen selbst ein in eine bis dato völlig unbekannte Welt. Elternsein ist halt schon ein wenig wieder Kindsein. Und genau das fasziniert uns!
8. Juni 2022 @ 5:19
Eine herrliche Lobeshymne für diese Technikwunder, begleitet von Kunst höchsten Grades; es ist wunderbar, wie ein Kinderschuh-Blick auf die Exkavationsgeräte, die Perspektive auf den Alltag verändern kann. Lieben Dank für den Beitrag. Euer Bagger-Walä