Bald schon steht das erste Wiegenfest des Jünglings an. Ein ganzes und vor allem sehr einzigartiges Jahr schon vorbei. Wahnsinn! Für ihn vom damaligen sich wohl gehen lassen im Bauchparadies bis zu den heutigen anstrengenden und intensiven Rund-um-die-Uhr-Entdeckungsreisen. Für uns von unwissenden aber ambitionierten Bauchbewunderer zu täglich ge- und überforderten Eltern-Grünschnäbeln, ebenfalls auf Entdeckungsreisen. Und obschon wir nicht wie Jaro täglich beim Aufstehen inbrünstig die Lebensfreude auf das Bettkopfteil klopfen, sind wir grundsätzlich immer noch hell begeisterte Eltern. Auch wenn wir kurz die rosarote Elternbrille absetzen und die unangenehmeren Dinge betrachten (lieber Schlaf, liebe Spontanität und liebes Faulenzen manchmal vermissen wir euch schon ein wenig), unser Familienglück würden wir nie mehr für etwas in der Welt eintauschen. Und hey, so 2040 sind wir dann wieder am Zug – mindestens je ein Jahr schlafen, spontan sein und durchgehende Siesta. Ab 2060 versorgt uns ja dann der Nachwuchs. Sonst wehe dir, Jaro, wir können jederzeit noch vorsorge- respektive erbmindernde Sofortmassnahmen treffen. Festlich und ausgelassen heiraten beispielsweise. Unsere Zukunftsaussichten könnten rosiger nicht sein!
Von der Zukunft zurück zur Gegenwart. Und da fanden wir uns letzte Woche plötzlich in einem elterlichen Debriefing wieder. Ein Jahr Mama Katja, ein Jahr Papa Matthias. Zuerst liessen wir unzählige Erlebnisse mit unserem «Hämpfeli» Revue passieren und machten uns dann mit einer Kombination aus prägenden Erinnerungen und einer Prise Wehmut ans kritische Beäugen unserer Performance. Nach eifriger Diskussion und schonungsloser Selbstreflexion konnten wir beide ein abschliessendes Urteil festhalten: Darauf lässt sich aufbauen. Oder mit ein bisschen weniger Selbstgefälligkeit: Der eingeschlagene Weg mit der Devise «alles so tun, wie wir es für richtig halten» scheint keine Sackgasse zu sein. Und bei Sackgassen waren wir uns mehrheitlich nicht zu schade, umzudrehen und auf andere oder neue Wege abzubiegen. Das Navi oder den Beifahrer anzuschreien ist übrigens nicht nur beim Autofahren alles andere als zielführend. Die Performance-Begutachtung war übrigens weit weg von gegenseitigem Schulterklopfen – und soll auch ja nicht so rüberkommen. Dazu verleiteten uns primär zwei Gründe:
Grund eins: Die aktive Verarbeitung der grundlegenden (Lebens-) Veränderungen im ersten Jahr als Eltern. Es braucht seine Zeit, bis man sich an einen Haushalt mit einem kleinen Menschen gewöhnt. Gefährliche Gegenstände gehören (zurzeit) in eine minimale Sicherheitshöhe von 80 cm, rund um den Bereich Verpflegung nimmt die abschliessende Reinigungs-Phase nun deutlich mehr Zeit in Anspruch und die beachtliche Erhöhung der Geh-Aufmerksamkeit ausgelöst durch den frappanten Anstieg von fiesen und unbewusst verstreuten Tret- und «Stogli»-fallen in der Wohnung. Es braucht seine Zeit, bis man sich an einen neuen Lebensmittelpunkt gewöhnt. Feierabend wird vom erstrebenswerten Zustand zu einem Wort, beim Prioritäten setzen beginnt man automatisch bei Prio 2 und Glück sowie Liebe lässt sich – bevor es wieder davon watschelt – tatsächlich anfassen. Es braucht seine Zeit, sich an die Tatsache zu gewöhnen, Eltern zu sein. Und genau so soll es auch sein, ein Leben lang. Ausgelernte Eltern gibt es unseres Erachtens nicht.
Das bringt uns zum zweiten Grund: Die nun aufkommende gehörige Portion Verständnis für unsere Eltern. Von Tag eins durchliefen wir praktisch eine Tour-de-Augenöffner. Darüber hinaus entwickelte sich der innere Drang, unseren Eltern mal ein kräftiges, anerkennendes und lobendes Dankeschön auszusprechen. So à la «von Eltern für Eltern». Wir wissen jetzt (ansatzweise), worum es geht! An dieser Stelle also «merci gäu», «grazie mille» und «Ďakujem». Sorry an die Jaro-Community! Aber was gesagt werden muss, muss einmal auch gesagt werden. Das nächste Mal richten wir den Fokus dann wieder auf den relevanten Content, versprochen.
24. Mai 2021 @ 12:14
„Früher“ hatte man praktische Tischtücher auf allen Tischen ( mit und ohne Geschirr) damit sich die Entdecker vor dem umfallen….festhalten konnten….,
7. Juni 2021 @ 5:56
Man munkelt ja auch, dass früher (fast) alles besser war 🙈
2. Juni 2021 @ 6:19
Huch ja, Eltern sein ist eine Aufgabe, die nicht endet, wenn das eigene Kind die obligatorische Schulzeit überlebt, eine Ausbildung abgeschlossen oder vielleicht gar eine eigne Familie gegründet hat, und sie mit deren Kind und Kegel das selbe erleben. Alleine die Nomenklatur für die Bezeichnung der Eltern verändert sich: Wo am Anfang ein süsses stolpriges «Mamma» Tränen in die Augen drückt, folgt ein frustrationstoleranzprüfendes «Mamma-Mamma-Mamma …» in Dauerschleife, gefolgt von einem harten, kalten und verständnislosen «Mooooooom!», bis hin zum belanglosbelehrenden Ausdruck «Mutter». Die wechselnden Abstände nehmen dann zunehmend in ihrer Frequenz ab und die Wogen glätten sich langsam aber sicher und ein wohliger Ton schleicht sich ein und der Begriff «Mom» ist nun metaphorisch von Herzen und Blumen umgeben, wobei mit der Zeit immer mehr Respekt Einklang erhält. Zu guter Letzt findet schlussendlich ein wohltuendes «Mueti» den Weg über die Lippen und umstreicht die Seele mit einem warmen und dankbaren Tuch aus Liebe und Sehnsucht.
7. Juni 2021 @ 6:01
Chapeaux 👏 Das können wir absolut so stehen lassen. Wir befinden uns also auf einem wundervollen Weg zum Zielzustand «Mueti» 👵, respektive «Vati» 👴