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Für die ersten Ferien zu dritt sprach grundsätzlich vieles – wenn nicht alles – dagegen. Weshalb aber vernünftig sein, wenn unvernünftig auch geht? Und irgendwie müssen wir unserer selbstzugeschriebenen virtuellen Benennung ja gerecht werden. So trotzten wir allen Widrigkeiten rund um Corona und machten uns à la jung und wild für die ersten Familienferien aus dem Staub. Um die ersten «geht’s noch?!»-Gedanken zu besänftigen: Leider wurde die fast 90-jährige Nonna von Katja unten in Kalabrien mit unserer Idee zur Kryokonservierung nicht wirklich warm. Spass und (noch?) absurde Idee bei Seite. Wir und die Nonna hätten es uns nie verziehen, wenn sie Bambino Jaro nicht mehr höchstpersönlich getroffen hätte. Die Nonna, das Wetter, die Kultur und das Essen sind so oder so immer purer Genuss. Letzterer war bei uns mit je rund 5 kg zusätzlich auch noch im Nachhinein fühl- und spürbar. Aber erst dank Jaro wurde jeder Moment und jede Pasta zum einmaligen Erlebnis. Ein kleiner Einblick in unsere ersten Familienferien.

Beim nächsten «Ich nehme auf die Reise mit»-Spiel wird Katja ihre Gegner ziemlich sicher in Grund und Boden spielen. Wahnsinn, an was man da mit Nachwuchs alles denken kann, soll und/oder muss. Ich wäre ohnehin heillos überfordert! Zum guten Glück gibt es Katja – in den Tiefen der Wickeltasche zaubert sie jeweils alles Mögliche für Jaro, mich und die gesamte Verwandtschaft in Italien heraus. Zauberhaft angenehm war dann auch die Reise respektive der Flug. Und ja, klar hatten und haben wir bei diesem Fussabdruck-fördernden Transportmittel Gewissensbisse. Ohne uns gross herausreden und unseren Ruf aufpolieren zu wollen, ein kleines Gedankenspiel zur Auto-Alternative: Thun – San Marco Argentano = ca. 15 Stunden; empfohlene Sitzdauer im Maxi-Cosi = zwei Stunden; Trinkrhythmus Jaro = alle zwei bis drei Stunden; Sicherheit auf den Strassen = je 100 km südlicher jeweils gefühlt einen Schweissausbruch mit Bremsreflexüberreizung mehr. Also halt fliegen. Ohne näher auf Sinn und Unsinn einzugehen, war es mit dem Junior allemal ein unvergessliches Abenteuer. Irgendwie ging es mit dem «Jöö-Baby-Bonus» schon fast zu einfach das Ganze. Für werdende oder in Planung werdende Eltern (gell, Götti, bald dann schon höchste Eisenbahn!): Mit einem Baby reisen, ist, mal abgesehen vom Packen, keine grosse Zauberei. Fast ein wenig wie ein kleines, handliches aber lebendiges Handgepäck. Natürlich hat’s auch seine Tücken! Jedenfalls vergass ich beim ersten Sicherheits-Durchgang kurzerhand den wahrscheinlich vom Fliegen träumende Nachwuchs im Tragetuch. Die Aufsichtsperson fand es witzig und das aufmerksame Mami konnte dann noch alle Boardingkarten vorweisen. Babys brauchen übrigens auch einen Ausweis, inklusive Foto (auch ziemlich witzig). Im Flugzeug machten sich Mami, Papi und Nonno von Jaro allesamt ein paar sorgenvolle Gedanken – er selber hatte dann durchgehend den Plausch. Exklusives Menü, äusserst komfortabler Sitz- und Liegeplatz sowie vollumfänglicher Rundum-Service (Gepäck, Unterhaltung und Administration). Da erblassen auch First Class-Reisende nur so vor Neid. Natürlich aber Hut ab, Jaro, das hast du super gemacht!

Hüte dann aber rassig wieder auf – die Sonne ist im dortigen Spätsommer noch ziemlich erbarmungslos. Mit meinem Hauttyp «Sonnenbrand» und Jaro’s Babyhäutchen ist der kalabrische Brutkasten alles andere als kompatibel. Die Gruppenaufteilung in Sonnen- (Katja und Nonno) und Schattenanbeter (Jaro und ich) verlief problemlos. Sonne und Strand waren aber erstmal sekundär. Zuerst stand die Jaro-Show auf dem Programm. Das von der Nonna (korrekterweise Bisnonna) langersehnte Generationentreffen war gleichzeitig denkwürdig und herzerwärmend. Jedenfalls verstanden sich Jung und Alt auf Anhieb. Unser Junior hatte fast nur noch Augen für die wahrscheinlich älteste und ziemlich sicher weiseste Dorf(Stadt?)-Bewohnerin. Ob es an der Sprache, der vermehrt zur Unterstützung eingesetzten Gestik oder schlicht und einfach an der ausstrahlenden Ruhe lag, können wir nicht abschliessend beantworten. So wurden Jaro und wir zwei Wochen von A bis Z verwöhnt. Repräsentatives Beispiel gefällig? Gibt es irgendwo auf der Welt eine fast 90-jährige, welche mitten in der Nacht wegen einem «Brustsaug-Babyschreikrampf» aufsteht, einen zauberhaften Baby-bald-glücklich-Tee kocht und sich dann auf die Bettkante sitzt und mit ihrer Aura die nächtliche Familienharmonie wiederherstellt? Wir können uns aber so was von glücklich schätzen! Und auch die bisnonna era sempre molto felice (ausser es wurde nicht ganz aufgegessen). Um es auch noch hier zu platzieren: Grazie mille per tutto! È bello averti qui, cara nonna Gilda. Ich kann jetzt super italienisch, im Fall. Danke Google.

Obschon das ländlich gelegene und Bilderbuch-kalabrische Haus alles hat, was unser Familienherz begehrte, wollten wir mehr. Respektive Meer. Das bekommt man dort unten zur Genüge. Sorry liebe Schweiz-Erfinder und -Grenzenzieher, da wäre mehr drinnen gelegen. Salzig ist nicht dasselbe wie süss. Egal, wir haben ja Raclette. Zurück zum Familienferien-Schauplatz: Wie es ausschaut, hat Jaro die Wasserratten-Gene von Mama geerbt. Die Kombination aus Meeresrauschen und salziger Abkühlung machte ihn ganz happy. Auch wenn es erstmal nur ein paar Minuten «Füsschenbädelen» in den schützenden Händen der Eltern war, Spass machte es ihm allemal. An seinen Schwimmfertigkeiten feilt er jedenfalls bereits im Tiefschlaf (vielleicht lernt er aber auch Kung-Fu? Sei’s drum, diese Babyschlafreflexe sind einfach zum Grölen). Uns wurde bald einmal bewusst, dass Strand mit Baby eigentlich ganz gut funktioniert – ausser wenn sich nach dem Badespass ein kleines, fieses Sandkörnchen in seinen Wohlstandsfältchen versteckte. Oder um im Flug-Wortschatz zu bleiben: Wie Handgepäck, das man vor direkter Sonneneinstrahlung schützen muss und nur während Randzeiten am frühen Morgen oder späten Nachmittag für eine kurze Zeit «hinausnehmen» darf. Nichts Neues für mich. Als «Bleichgesicht» bin ich bereits professioneller Schatten-Strandferien-Geniesser. Das erste und die paar weiteren Stranderlebnisse als Jungfamilie waren eine reine Erfolgsstory. Als Basis des Stranderfolgs – und allgemein für die Ferien sowie das weitere Familienleben – definierten wir einen einleuchtenden Leitgedanken für all unsere Handlungen, Aktivitäten und Bedürfnisse: Jaro è il capo (unangefochtene Nr. 1 übrigens 🙀)! Und das soll auch noch eine Weile so bleiben.

So kehren wir nun mit vollgepacktem Familienerfahrungsrucksack (mit Packprofi Katja kein Problem) zurück in die Schweiz und den nicht alltäglichen Alltag. Die wunderschönen, lernreichen und unvergesslichen Momente werden uns noch lange begleiten. Auch deshalb, weil wir dank einer wundervollen Familie aus Katja’s Verwandtschaft, welche zeitgleich im Haus gegenüber der Nonna Familienferien machte, eine mehr als würdige Messlatte setzen konnten, wie wir uns Familienharmonie mit Gross-Jaro und allfälligen Geschwistern später vorstellen. So viel Liebe und Wärme gibt’s halt nur in bella Italia. Vollgetankt mit dieser (Herzens-)Energie, lassen wir für Jaro also problemlos auch in den folgenden, kälteren Jahreszeiten die kalabrische Sonne scheinen – da braucht es glücklicherweise ja nicht einmal einen Hut.

2 Comments

  1. Lionel Messenger
    8. September 2020 @ 16:23

    Wiedereinmal ein Beitrag von enormer Manier: Beim Lesen habe ich geschwitzt, gelacht, hatte Sand im Mund, bin mitten in der Nacht mit Bisnonna am Teetrinken, die Nachbarn haben mir den besten Schmaus kredenzt; irgendwie habe ich auch zugenommen. Nur etwas hat mich gefischt .. ehm, ich meine gestört (ein Fischerwitz. Ich dachter der passt hier): Ich als Kryokonobänker kann die ‹Preoccupazioni› von Urgrosi Gilda nicht verstehen – ein sichereres Geschäft gibt es meiner Ansicht nach kaum. Vor allem wenn ich Jaro anschaue. Er ist ein so aufgestellter junger Bub mit so tollen verschiedenen Wurzeln — das wäre ein Steilpass zum Weiterfahren. Das lasse ich aber.

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    • JWundEltern
      10. September 2020 @ 11:22

      Wenn ein Kommentar dem Beitrag die Show stiehlt! 🎪 Ganz grosses Tennis. 🎾 Das spricht entweder für die Leser oder gegen den Schreiberling. Wie dem auch sei, unterhaltend ist es allemal! 🤭 Wir hoffen auf weitere Glanzleistungen in den Kommentarspalten 👏

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