Das Zentrum des familiären Interesses hat sich in unserem näheren Umfeld drastisch verschoben. Gefühlt um ein bisschen, exakt um eine Generation. Es gab Zeiten da ging es bei Familientreffen tatsächlich noch um uns, vor einem Jahr war dann ein grosser Bauch das unbestrittene Highlight und nun stiehlt uns bemitleidenswerten Geschöpfen der damalige Bauchinhalt die Show – und das selber schon mit einem beachtlichen Bäuchlein. Selbst schuld halt! Oder für jeden die Bühne, die er verdient hat. Und die könnte bei unserem Showman Sohnemann nicht gross genug sein. Wir mögen es ihm natürlich von Herzen gönnen, aber hey: zwischen den «Oh, jö!» und «Jesses, so herzig» könnten wir durchaus mal wieder ein «Hallo, wie geht’s (ihr süssen, lieben und fabelhaften Supereltern)?» vertragen. Halt, halt, halt! Wir sollten aufhören, uns zu beklagen. Pudi Latour attestiert uns sonst schon bald das Prädikat «Gränni»! So widmen wir uns also kurz drei ausgewählten und zauberhaft schönen Dingen, die uns unser kleine Liebling in den Alltag brachte – selbstverständlich nur den nicht alltäglichen.
Dank Jaro gehören wir nun zur dynamischen Spezies der Spaziergänger. Der gängigsten Art der Fortbewegung als Freizeitbeschäftigung nachzugehen, war uns früher in diesem Ausmass ganz und gar nicht geheuer. War auch irgendwie merkwürdig und uncool. So ein Senioren-Ding. Mittlerweile sind wir aber zu semi-professionellen, spazierenden Frischluftschnapper geworden. Und es macht uns verrückterweise noch Spass. Sogar Katzenwetter kann uns nicht stoppen (früher schauten wir lieber vom Sofa dem Regen zu). Klar, das ganze Spazierwesen hat natürlich situationsbedingt an Popularität gewonnen. Aber Hand aufs Herz: so leidenschaftlich, agil und gut gelaunt wie wir jeweils umherschlendern, kam uns noch nie jemand entgegen. Nicht ganz objektive Begutachtung, egal. Auf alle Fälle sehen wir beim Spazieren nicht ganz so unbeholfen aus wie das letzte Mal beim Befestigen der Regenpelerine für den Kinderwagen. Das Verhältnis zwischen Kinderwagen und Vater ist so oder so von Beginn an ziemlich angespannt. Sei’s drum, wir mögen Dinge, bei denen man nicht allzu viel falsch machen kann und dabei noch etwas fürs Gemüt und für eine solide Grundkondition tut. Spazieren «fägt» und ohne Jaro hätten wir damit wahrscheinlich bis zur Pension gewartet. So gehen spazieren wir also schon viel früher leichtfüssiger durch unsere Freizeit.
Dank Jaro entdeckten wir eine kulinarische Nische. Über das impulsive Essverhalten des Juniors haben wir ja schon ausführlich berichtet. Dass wir als verantwortliche Essenszubereitende und -gebende aber auch auf unsere Kosten kommen, haben wir nicht erwartet. Und führte uns in der achtmonatigen Ursachenforschung seines Essverhaltens zu einer sehr überraschenden Erkenntnis: Er bekommt (zu) köstliches Essen. Wenn man also noch tiefer gräbt, ist die «Sündenziege» (?) schnell gefunden. Mama Katja. Straftat «unverschämt gutes Kochen». Das selbstzubereitete Fingerfood ist pure Gaumenfreude, ohne Witz! So hoffen wir – gut, vor allem ich – jeweils auf einen gutmütigen und somit Resten-überlassenden Jüngling. Zusammen mit Imma (genau, die Katze, welche einerseits auch rekordverdächtig isst und andererseits nun sogar die Funktion des Staubsaugers auf der Büroschutzmatte während des Mittagstisches übernommen hat) kämpfe ich um jedes Stückchen Zucchini-Erbsen-Risotto, Bananenpancake oder Linsenschnitte. Meine Henkersmahlzeit würde ich ohne zu zögern und mit gutem Gewissen aus «Breifrei für Babys» auswählen. Es geht noch schlimmer aussergewöhnlicher: Unterdessen esse ich mehr «unterwegs»-Breie als Jaro. Manche entwickeln sich vorwärts, andere zurück. Ist halt so. Und sorry, da muss ich kurz und selbstverständlich ohne Gegenleistung influencen: die Quetschies von yamo sind schlicht und einfach lecker. Trotzdem der Vollständigkeit halber: Liebe yamoaner (?) meine Lieblingssorte ist Katy Berry (sehr witzig!) und die Adresse findet ihr im Impressum. So, zurück zu richtigen und sinnvollen Tätigkeiten, wo man aber kein Geld dafür erhält. Elternsein zum Beispiel.
Dank Jaro fördern wir wieder gezielt unser Kreativitäts- und unser Denkzentrum. Während ich das hier schreibe, sitzt meine liebe Frau am Boden und baut ein Tipi-Zelt für kleine Menschen. Ich hoffe glaube, wenn sie schreiben würde, könnte sie jetzt bestimmt auch von einem exemplarischen Kreativitätswunderwerk, welches ich erschaffen habe, ausführlich berichten. Ich möchte nicht zu selbstdarstellerisch wirken und lasse es deshalb sein. So erwähne ich also gerne ein gemeinsam erschaffenes Ding, wo es ein bisschen Grips brauchte. Eigentlich waren es exakt 1’200 Dinge. Ein Puzzle! Tolle Beschäftigung am Abend. Falls der Jüngling schläft. Das erklärt auch, weshalb wir für dieses Puzzle ein halbes Jahr brauchten. Spezielles Dankeschön übrigens an die Freundin, die uns das Puzzle schenkte. Cool, hast du genau ein Puzzleteil für dich behalten. Egal, auch mit 1’199 Teilen hat es Spass gemacht. Für alle anderen: kauft euch wieder einmal ein Puzzle. Mit dem Rand zu beginnen ist am sinnvollsten – liess ich mir sagen.
Und dank Jaro sind wir ganz nebenbei bis tief ins Herz hinein glücklich, haben eine überaus entzückende Lebensaufgabe und entdecken jeden Tag die Welt neu!